Was ist das Commons Zentrum?
Das Commons Zentrum in Lüneburg ist ein Ort im Werden. Als Gründungsgruppe arbeiten wir gemeinsam an der Frage, wie ein Ort gestaltet werden kann, der viele verschiedene Aktivitäten unter einem Dach vereinigt. Mit jedem Gespräch und jedem Plenum schärfen sich die Konturen, die im nächsten Schritt in einen Ort übertragen und lebendig werden. Das Commons Zentrum soll ein zugänglicher Ort sein, an dem Menschen zusammenkommen und gemeinsam verschiedenen Aktivitäten nachgehen. Das Commons Zentrum soll viele Dinge gleichzeitig sein und gerade von der Schnittmenge seiner Teile profitieren. Es ist damit mehr als die Summe seiner Einzelteile und vereint verschiedene Ebenen: Es ist ein Ort, an dem Menschen hier und jetzt eigene Bedürfnisse auf eine Art befriedigen können, die nicht auf Profit, Konkurrenz und Exklusion basiert. Es ist aber auch ein Ort, an dem Muster einer zukünftigen Ökonomie durchscheinen und der damit ein Ort des Wandels der Gesellschaft hin zu einem Guten Leben für alle und von solidarischen Beziehungsweisen darstellt.
Das Commons Zentrum vor Ort
Hier wird gewerkelt, geschenkt, gegeben, genommen, geliehen, repariert, geholfen, erklärt, probiert, geplant, gemacht. Es ist ein Ort, um zu werkeln und miteinander füreinander zu sorgen. Letztlich wird sich der Inhalt über die gelebte Praxis definieren. Für uns wichtige Kernbestandteile sind ein Werkstattbereich mit Materiallager sowie ein Raum mit Sitzgelegenheiten, Tischen und Teeküche zum Verweilen oder für Treffen und Veranstaltungen. Die Räume sind bestenfalls zentral gelegen, ebenerdig und gut erreichbar, mit gestaltbaren Flächen innen und außen.
Das Commons Zentrum in Lüneburg
Wir denken das Commons Zentrum als einen zentralen Knotenpunkt im Lüneburger Geflecht
gemeinschaftlicher, solidarischer Initiativen, in denen soziales und ökologisches Handeln unterstützt
wird. Dabei wollen wir möglichst selbstbestimmt und bedürfnisorientiert handeln. Im Commons Zentrum können alle Besucher*innen einfach sein, sich selbst und anderen helfen, ohne dafür bezahlen oder etwas kaufen zu müssen. Es soll ein Ort sein, an dem Geben und Nehmen nicht zwingend zusammenhängen. Mit einem Commons Zentrum verstärkt Lüneburg sein bereits bestehendes Profil als lebendige, solidarische Stadt, in der Wert auf nachhaltiges Handeln und gemeinschaftliches Zusammenleben gelegt wird.
Das Commons Zentrum zwischen uns
Die Räumlichkeiten regen zum Verweilen an. In den gemeinschaftlich genutzten Räumen treffen sich Menschen, tauschen sich aus, knüpfen Beziehungen und unterstützen einander solidarisch. Zunehmende Vereinzelung und die rückläufige Bedeutung von Gemeinschaften wie Religion oder Familie erfordern neue Orte der Begegnung. Gleichzeitig ist es ein Ort gesellschaftlichen Wandels hin zu einem guten Leben für alle. Es ist also ein Ort des gemeinsamen Ausprobierens, der solidarische Beziehungsweisen fördert. Gesellschaftliche Umbrüche erfordern neue Orte sozialen Zusammenhalts – niemand sollte allein oder zurückgelassen werden. Gerade die Tätigkeitsschwerpunkte Handwerk und Reparatur, aber auch ein Cafébetrieb oder gemeinsames Kochen eignen sich ideal, um Jung und Alt zusammen zu bringen. Hier können junge Menschen neue Dinge lernen, Senior*innen ihre unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen und Menschen mit den verschiedensten Perspektiven und Interessen einander inspirieren.
Begegnung, Teilhabe und Inklusion
Es ist ein Ort für alle. Es braucht Orte, an denen verschiedene gesellschaftliche Gruppen zusammen- und miteinander ins Gespräch kommen können. Das ist wichtig für ein demokratisches Gemeinwesen und dafür, dass möglichst alle Menschen mitgenommen und eingebunden werden. Vereinzelung und Einsamkeit sind vorherrschende gesellschaftliche Tendenzen, die sowohl den Menschen, als auch der Gesellschaft insgesamt schaden.
Das Commons Zentrum in der Welt
Gemeinschaftliche Strukturen der Begegnung und Teilhabe stellen auch eine Antwort dar auf die gesellschaftlichen Krisen unserer Zeit. Durch materielle Ausstattung und gelebte Praxis werden Alternativen angeboten zur herkömmlichen Wirtschaftsweise, die vornehmlich die Einbahnstraße aus der Fabrik über die kurzweilige Nutzung hin zur Abfallverwertung kennt. Wertschöpfung entsteht hier jenseits des Marktes, indem Dinge wiederverwendet, umgebaut, repariert und verbessert werden können. Das Commons Zentrum leistet einen Beitrag zu Ressourcenschonung, indem es die Reparatur von Gebrauchsgütern unterstützt, Materialien wiederverwendet werden, Geräte geteilt statt von allen einzeln angeschafft werden und Menschen ihre Zeit mit gegenseitiger Hilfe statt materiellem Konsum verbringen.
Ökologische Suffizienz
Weniger ist mehr. Angesichts von Klima- und Ressourcenkrise sollte die Produktion zusätzlicher Güter vermieden und nicht nur energieeffizienter gestaltet werden. Um einen Bedarf zu decken braucht es manchmal gar nichts Neues (Reduce). Das Wiederverwenden (Reuse) kann durch Weitergabe nicht mehr gebrauchter Dinge ermöglicht werden. Erst als letzten Schritt geht es um die stoffliche Weiternutzung (Recycle).
Resilienz
Krisenfestigkeit in einer unsicherer werdenden Welt. Obwohl es zentral ist, dass der weiteren Verschärfung der Klimakatastrophe ein Riegel vorgeschoben wird, ist bereits jetzt klar, dass viele negative Auswirkungen nicht mehr abzuwenden sind. Daher braucht es Orte, die auch dann noch in der Lage sind, gesellschaftliche Bedürfnisse zu erfüllen, wenn globale Lieferketten abreißen oder Betriebe schließen müssen.
Lernen, Ausprobieren, Erfahren
Ressourcenschonendes Handeln setzt neben Ausstattung auch Fähigkeiten voraus. Das Commons Zentrum soll ein Ort sein, an dem wir voneinander und miteinander lernen und Erfahrungen sammeln. Es soll Raum schaffen, um auszuprobieren, was wir anders machen können in der Art wie wir zusammenkommen, uns umeinander kümmern oder Dinge herstellen. Auf diese Weise befähigt das Commons Zentrum Menschen zu nachhaltigem Handeln, schafft Erlebnisse der Selbstwirksamkeit und bietet einen Ort für lebenslanges Lernen.
Commoning erfahren
Es handelt sich um neue Formen gesellschaftlichen Tätigseins. Wenn Menschen selbstorganisiert und gemeinschaftlich tätig sind, erfahren sie neue Formen von Selbstwirksamkeit, die sonst in Erwerbsarbeit, Studium und Alltag oft nicht gegeben sind. Im Commons Zentrum werden Möglichkeiten geschaffen, eigene Bedürfnisse durch kollektive Infrastrukturen und Praktiken zu befriedigen. Die Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt.
Zugänglichkeit
Wir wollen versuchen, jeglicher Art von Ausschlüssen entgegen zu treten. Nicht nur in der Gestaltung des Ortes, sondern auch in den Prozessen, sollen unterschiedliche Bedürfnisse mitgedacht und einbezogen werden. Es soll dort Raum geben für Austausch und gemeinsame Aktivitäten, aber auch für Ruhebedürfnisse. Es soll ein Ort für ganz Lüneburg sein, an dem man
teilnehmen kann, ohne über spezifisches Vorwissen, Eigenschaften oder Kontakte zu verfügen. Grundsätzlich sollen alle Ressourcen im Commons Zentrum entsprechend dem Konzept der Commons ohne Tauschlogik in Anspruch genommen werden können. Geben und Nehmen sind also entkoppelt. Alle Nutzer*innen sind eingeladen, in einer für sie machbaren Form zum Prozess beizutragen. Das können Geld- oder Sachspenden, gegenseitige Hilfe, ehrenamtliche Mitarbeit oder das Erledigen kleinerer Aufgaben sein.
Einen niedrigschwelligen Zugang sowohl für Gäste wie auch für Ehrenamtliche wollen wir durch transparente Kommunikation in verschiedenen Sprachen sowie durch feste, verlässliche Öffnungszeiten erreichen. Eine rollstuhlgerechte Gestaltung der Räume wird angestrebt, wird sich aber an örtlichen Voraussetzungen und finanziellen Mitteln messen lassen müssen.
Diskriminierungen entgegenwirken
Das Commons Zentrum steht grundsätzlich allen Menschen offen und stellt einen Ort dar, an dem sich alle wohlfühlen sollen. Um das zu erreichen, aber auch als Selbstzweck, wollen wir einen Ort schaffen, an dem Sensibilität für verschiedene Formen von Diskriminierungen besteht und diesen aktiv entgegen gewirkt wird. Das Ziel ist die Abwesenheit von verletzenden Verhaltensweisen. Wir sind uns darüber im Klaren, dass diese trotzdem vorkommen können. Hierfür streben wir einen fehlerfreundlichen aber auch konsequenten Umgang an mit klaren Abläufen zu Feedback und Unterstützung eines zugewandten, wohlwollenden Umgangs.